Kulturhistorischer Hintergrund
Hintergrund des historischen Dramas bildet die Rückeroberung Spaniens durch die Christen (Reconquista) und die damit verbundene nachfolgende spanische Inquisition. Nie war die ganze iberische Halbinsel muslimisch gewesen, im Nordwesten gab es immer Widerstand gegen die muslimischen Eroberer. Die kulturellen Zentren des maurischen Spaniens waren Granada, Sevilla, Cádiz und Cordoba. Hier blühte die Wissenschaft von Theologie, Philosophie und Mathematik an Universitäten und Bibliotheken. Es gab eine hochentwickelte andalusische Architektur und u.a. Errungenschaften wie ein besonderes Bewässerungssystem, das Andalusien in einen blühenden Paradiesgarten verwandelte. Zwischen der muslimischen, jüdischen und christlichen Bevölkerung hatte sich ein kulturell vielfältiges Zusammenleben entwickelt.
Nach und nach gelang es den durch Heirat vereinigten christlichen Reichen von Kastilien-Léon und Aragon im Laufe des 13. Jahrhunderts unter Ferdinand III., der später für die Re-Christianisierung Spaniens den Titel "der Heilige" erhielt, die islamischen Kulturzentren Cordoba, Sevilla und 1492 auch Granada zu erobern und zu christianisieren. Christen und Juden hatten unter der muslimischen Herrschaft eine klare Stellung vor dem Gesetz. Sie waren Schutzbefohlene, durften gegen eine Abgabe ihren Glauben behalten und waren vor Willkür geschützt. Zunächst schien es, als würden die christlichen Herrscher diese "Toleranz" beibehalten. Nach dem Fall von Granada wurde die freie Religionsausübung den Muslimen sogar vertraglich zugesichert. Rechtliche Gleichstellung jedoch sollte nur mit einem Übertritt zum christlichen Glauben verbunden sein. Das führte dazu, dass zahlreiche Muslime und auch Juden konvertierten. Man benötigte die Einheimischen, weil ohne die muslimischen Händler, Handwerker und Bauern das Land wirtschaftlich zusammengebrochen wäre. Das Ende des blühenden Andalusiens und die Trennung zwischen den Kulturen ging mit der Inquisition einher. Es kam zwischen 1499/1500 zu Bücherverbrennungen, bei denen unschätzbares Wissen verloren ging, weil dem spanischen Großinquisitor Kardinal Jiménez de Cisneros (1436-1517), dem Erzbischof von Toledo und ersten Kirchenmann Spaniens, die arabische Sprache als Sprache der Ketzer ein Dorn im Auge war. Er verschonte allein die medizinischen Werke. Eine große Anzahl Muslime und auch Juden wurden zwangsgetauft. Damit erhielten sie aber nicht die gleichen Rechte wie die spanischen Christen. Man bezeichnete sie als "Moriscos" und "Conversos". Die Inquisition befahl Progrome gegen die, die sich widersetzen. So wurde in Granada die Moschee in die Luft gesprengt, nachdem dort muslimische Familien Zuflucht gesucht hatten. Wer auswandern wollte, musste eine Ablösesumme zahlen und verlor buchstäblich alles. Auf Veranlassung des Habsburgers Philipp III. von Spanien (1598–1621) wurden seit 1609 auch die muslimischen und jüdischen Neurchristen vertrieben. Die Mehrzahl der aus Andalusien vertriebenen Juden und Muslime siedelten sich in Marokko an, wo sie in eigenen Vierteln lebten und ihre andalusische Tradition hochhielten. Bis heute erheben sie rechtlichen Anspruch auf ihren damaligen Besitz, und inzwischen haben Muslime begonnen, Land aufzukaufen und andalusische Autonomie-Bewegungen zu unterstützen.
Vor diesem Hintergrund treffen im Stück der muslimische Pirat Said, dessen Familie vertrieben und dessen Eltern ermordet wurden, und die adelige Christin Blanca aufeinander, deren Vater im Dienst von Philipp III. steht.